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2023

Ländliche Entwicklung einer Region im europäischen Kontext

Bretagne / Roscoff, Saint-Pol-de-Léon und Morlaix
01.10.2023 - 07.10.2023

Als Bildungsurlaub anerkannt.

Selbst das „Ende der Welt“, wie sich das französische Departement Finistère nennt, ist heutzutage eng in das europäische Wirtschafts- und Handelssystem eingebunden. Wie wir bei der Veranstaltung im Pays du Léon zwischen Meeresküsten, Fischereihäfen, alten schlossähnlichen Manoirs und Gemüsefeldern erfahren werden, war das allerdings schon seit Jahrhunderten so. Der Seetransport nach England und sogar in die "Neue Welt" war jahrhundertelang fast einfacher als der ins Zentrum Frankreichs. Am Beispiel dieser Region erkunden wir, welche Rolle internationale Beziehungen, insbesondere die Verflechtungen innerhalb Europas, für die Entwicklung ländlicher Regionen in der EU spielen.

Die Region „Haut Léon“, auch „ceinture dorée“ (goldener Gürtel) genannt,  ist durch ein mildes Klima und sehr fruchtbare Böden gekennzeichnet. Deshalb wurde hier schon seit dem 19. Jahrhundert besonders viel Gemüse wie z.B. Artischocken, Kartoffeln und Zwiebeln mit einer recht hohen Sortenvielfalt angebaut und vermarktet. Die sehr gut organisierten Bauern haben schon in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts durch massive Proteste verstanden, von der französischen Zentralregierung Unterstützung zu erhalten, insbesondere zur Verbesserung der Vermarktungsinfrastruktur (Tiefseehafen, Schnellstraße, Telekommunikation etc), aber auch zur Unterstützung der standortangepassten Agrarforschung. Darauf basierend wurden moderne Vermarktungskonzepte und neue Sorten entwickelt. Die intensive Landwirtschaft hat aber einen hohen Umweltpreis, so ist das Grundwasser besonders hoch mit Nitrat belastet und die für die Region typischen Hecken als Begrenzung der Äcker werden immer seltener - mit Folgen für die Artenvielfalt und Erosion. Auch dank stärkerem Umweltbewusstsein der Konsumenten suchen immer mehr Betriebe alternative Entwicklungsmöglichkeiten im Ökolandbau. Und Initiativen für eine Ökologisierung der Landwirtschaft finden bei Produzenten und Konsumenten eine hohe Resonanz.

Aufgrund der enormen Gezeitenunterschiede mit bis zu 9 m Höhe und der vielfältigen Struktur der Küste mit exponierten Felslandschaften und geschützten sandigen Buchten ist auch das Meer ein wichtiger Produktionsstandort. Die Austernzucht ist in den geschützten Meeresbuchten sehr ausgeprägt. Dank der Felsen kann sich Roscoff als Hauptstadt des Hummerfangs bezeichnen. Die Ernte von Algen für die Nutzung in kosmetischen und medizinischen Produkten gewinnt an Bedeutung. Die Forschung befasst sich mit dem Potential der Nutzung mariner Ressourcen für die menschliche Ernährung. Hier liegen Optionen für die Zukunft, die eng mit Umweltfragen verknüpft sind und in den europäischen Kontext eingebunden werden müssen.

Während des Seminars gehen wir folgenden Fragen nach:

  • Welche Rolle spielten kooperative Zusammenschlüsse bei der Entwicklung der Region,
  • was verändert der Brexit, welchen Einfluss haben Rahmenbedingungen der EU,
  • wie hängt unser Konsum in Europa, unter anderem auch in Deutschland, mit der Wirtschaft und Umwelt dieser abgelegenen Region zusammen und welche Entwicklungsperspektiven lassen sich erkennen?

Dazu besuchen wir Betriebe der Land- und Algenwirtschaft, Fischerei und der Seefahrt und sprechen mit Vertretern der Gemeinden und Institutionen wie zum Beispiel der Landwirtschaftskammer von Morlaix.

Ausgangspunkt und räumliches Zentrum der Veranstaltung ist Roscoff, mit Fischerei- und Fährhafen, dessen Fährverbindungen nach England, Irland und bis ins spanische Baskenland reichen sowie der Nachbarort Saint-Pol-de-Léon, ehemaliger Bischofssitz der Region, dessen imposante Gebäude die Vergangenheit erlebbar machen.

Themen:

  • Entwicklung der Landwirtschaft und Fischerei in der Region durch Gespräche mit der größten Kooperative der Region SICA, der landwirtschaftlichen Forschungsstelle CATE in Saint-Pol und der Kommunalverwaltung
  • Artenvielfalt im Watt vor dem Hintergrund von wasserverschmutzung und Klimawandel.
  • Nebenwirkungen der intensiven Landwirtschaft insbesondere Grünalgenthematik und Expansion des Anbaus in Gewächshäusern: Gespräche mit den Akteuren der Landwirtschaft und der Umwelt (staatlich/nichtstaatlich)
  • Im Kontext von EU-Regelungen und Brexit als Fischer, Algenverarbeiter und Landwirt seine Existenz sichern: Gespräche mit Bauern, einem Austernzüchter, Fischern, Händlern
  • Entwicklungsperspektiven der Region vor dem Hintergrund des Brexits: Nutzung mariner Ressourcen, Tourismus, u.a.
  • Anbindung an die weite Welt: Britanny Ferries (Fährbetrieb in Roscoff)

Wir nähern uns den Themen unter Berücksichtigung der Rolle der EU und speziell Deutschlands in Exkursionen und bei Besuchen der Institutionen und Initiativen und erkunden dabei auch die Umgebung. Als Begleitprogramm gehören dazu Stadt- und Ortsführung in Roscoff, Saint-Pol und Morlaix.

Sprachkenntnisse sind keine Voraussetzung, aber sehr nützlich.

Referent/in: Annette von Lossau

Bezeichnung:
Bretagne: Ländliche Entwicklung - 01.-07.10.23
Termin:
P2302: 01.10.2023 - 07.10.2023
Kurs-Nr.:
P2302
Ort:
Morlaix
Gebühr:
830,00 Euro (Mindestteilnehmer*innenzahl: 12)
EZ-Zuschlag Standard: 126,00 Euro
EZ-Zuschlag Comfort: 216,00 Euro
Leistungen:
Programm, Übersetzungen, 6 Ü/F in DZ mit Dusche oder Bad/WC
Unterkunft:
3-Sterne-Hotel in der Nähe des Zentrums und des alten Hafens, alle Zimmer mit Dusche/WC, reichhaltiges bretonisches Frühstück
Anreise:
Eigene Anreise

Mit der Bahn
Gute Zugverbindung (ICE und TGV) über Paris mit Umsteigen zum Gare de Montparnasse, TGV bis nach Morlaix
Hinweis:
Die Veranstaltung ist nicht barrierefrei.

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